Selten gibt es Film die einem haften bleiben wie es bei Drive der Fall ist. Beim breiten Publikum bekam der Film jedoch bei weitem nicht den selben (positiven) Anklang wie bei den Kritikern. Aber warum? Nun, der Film ist nicht das ist was viele erhofft hatten, nämlich ein Actionstreifen mit coolen Prügeleien und rasanten Autoverfolgungen. Schon am Anfang ist der Fahrer (er ist im Film namenlos) kein Fluchtfahrer, der über andere Autos springt, ein dutzend Polizeiwagen schrottet und dann doch entkommt, sondern einer, der auch mal rechts ran fährt und das Licht ausmacht um nicht entdeckt zu werden, um dann 15 Sekunden später langsam und ohne Hast weiter fahren zu können.
Man sieht daher keine Autojagden alá “Fast and Furious” und Konsorten, doch die Inszenierung zieht einen in den Bann, wenn man es denn zulässt. Seit Steve McQueen hat niemand so gekonnt reduziert gespielt wie Ryan Goslin und selten wurde ein Schauspieler vom Regisseur so excellent in Szene gesetzt. Goslin (vor allem sein Gesicht) bekommt Einstellungen die als Poster durchgehen würden und die Musik untermalt das ganze kongenial mit 80er Jahre Sound (Nightcall von Kavinsky, A Real Hero von Collage & Electric Youth oder auch Under Your Spell von Desire).
Die Story an sich ist wenig originell: ein (wie erwähnt) namenloser Stuntman/ Mechaniker/ Fluchtwagenfahrer lernt seine Nachbarin kennen, die mit ihrem jungen Sohn Benicio im Haus wohnt aber einen Mann hat der im Knast sitzt. Der Fahrer verliebt sich in die Frau und obwohl er extrem verschwiegen bleibt, scheint er sich nun ändern, aus seiner Illegalität kommen zu wollen. Das Problem ist: man ist was man ist.
Seine Jacke ist eine Referenz für die Geschichte des Skorpions und dem Frosch. Auch wenn man selber untergeht, muss man tun was man tun muss. Und genau das passiert im Film und man erfährt warum er nur eine Freigabe ab 18 Jahren bekommen hat. Die Gewalt ist eruptiv und doch langsam, denn zwischen der Gewalt ist das Tempo des Films wieder langsam wie die Jahreszeiten. Am Ende [Achtung Spoiler] bleibt das Happy End aus, denn die Frau hat er schon mitten im Film bei einer Szene im Aufzug verloren: er erkennt den Killer, küsst die Frau zum ersten und letzten mal und verprügelt den Typ dann mit einer Vehemenz, dass nicht nur dem Zuschauer die Spucke weg bleibt. Der Fahrer ist ein bad guy und er bleibt es, er kann nicht anders.
Ein klasse Film, den es sich lohnt im Filmregal zu haben. mind. 4* von 5*
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Der Artikel erschien auch auf: http://dreiamigos.blogspot.de/
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